Du kannst dich nicht bewegen

Du kannst dich nicht bewe­gen. Ob jemand eine Ziga­ret­te hat. Du hältst das nicht mehr aus. Immer das Gle­iche. Du zählst. Du als dei­ne Per­son. Du bist wert­voll für dich und ande­re. Dabei bist du so unkon­ven­tionell, wie die Ziga­ret­te zwis­chen dei­nen wei­ßen Zäh­nen steckt, du trinkst Rot­wein. Manch­mal auch Bier, Män­ner mögen das. Du dis­tanzierst dich von Frau­en, die Din­ge for­dern, weil das unan­genehm ist. Du bist ange­nehm. Du bist ver­füg­bar und trägst roten Lip­pen­s­tift, dein Haar ist dun­kel und voll. Du bist das, wovon sie träu­men. Weil du dich für einen güti­gen Men­schen hältst, hast du mil­de lächelnd ein Ver­ständ­nis für Per­so­nen, die sich poli­tisch enga­gie­ren. Aber es ist eher dei­ne Angst, die dich von oben her­ab spre­chen lässt, wenn du auf sie zeigst. Du bist eine Muse und zeigst Empa­thie, die du nicht füh­len kannst. Du willst krass sein und eigent­lich lie­ber gefal­len. Du drückst dich in Banal­itäten aus, damit dir zuges­timmt wird und war­test, bis ein alt­ge­wor­dener Mann aus der Sze­ne dar­auf anspringt. Weil du Begehr­lich­kei­ten weckst mit dei­nem Schmoll­mund, aus dem süße Pro­voka­tio­nen kom­men, die ihn ein biss­chen geil machen. Er ist beein­druckt von dei­nem Tal­ent, du bist schön, er will dich för­dern. Weil er nicht mehr zählt, weil er das Haar ver­liert und die Led­er­jacke nicht mehr läs­sig aus­sieht, son­dern bemüht. Weil er alt ist. Du küm­merst dich nicht dar­um, aber du weißt nicht, was du willst. Im siche­ren Hafen dei­ner Alt­bau­woh­nung wün­schst du dir, dass schlim­me Din­ge pas­sie­ren, die dein Ver­hal­ten recht­fer­ti­gen. Du bist fra­gil in dei­ner klu­gen Schön­heit, die jung ist und nicht echt und dei­ne Mei­n­ung ist wich­tig, weil sie kon­trastre­ich ist und unge­schönt, aber nicht wahr­haf­tig. Sie spielt den alten Män­nern zu, die nicht mehr wis­sen, wohin ihre Welt ver­schwindet, näm­lich ins Nichts. Ein Seuf­zen, ein Aufat­men. Da, es gibt sie noch.